Was kommt nach der Krise? Viel Positives!

Ein Beitrag von Klaus Briegel – Kessel&Kessel Strategieberatung

Mit dem vorliegenden Text wollen wir keine Wahrheiten abbilden, sondern alternative Sichtweisen anbieten und eine konstruktive Diskussion anstoßen.

 

Es ist wird gerade sehr viel geschrieben zur Thematik „Corona und die Folgen“. Häufig geht es um Befürchtungen und Ängste und darum, was das Virus anrichtet, was wir verlieren und was uns bevorsteht.

 

Unsere Hypothese: Das Virus hat viele positive Entwicklungen beschleunigt, die schon vor Jahren ihren Anfang nahmen!


Der lock down war der Turbo für Prozesse, die z.B. in der Diskussion um „VUCA“ (volatility‚ uncertainty, complexity and ambiguity), im Komplexitäts- und Chaos-Management, schon stark diskutiert wurden. Die Themen agiles Management und agiles Arbeiten, New Work und die Virtualisierung von Abläufen und Prozessen sowie neues Vertrauen in die Mitarbeiter sind seit Jahren Gegenstände der Diskussion, wurden aber oftmals eher halbherzig aufgegriffen. Und: die junge, heranwachsende Generation forderte schon vor der Krise mehr Sinnhaftigkeit (Purpose) für ihre Arbeit.

Vieles von dem, was gerade geschieht, war andiskutiert, angestrebt, gestartet – aber noch nicht richtig in Fahrt gekommen.

Vermutlich hätten sich viele der jetzt beobachteten neuen Arbeitsweisen und Arbeitsmethoden auch ohne die Krise durchgesetzt. Nur: mit einem Mal wurden Bedenken beiseite gefegt; wurden mit enormer Konsequenz die neuen Methoden ausprobiert und zum neuen (vermutlich kaum mehr umkehrbaren) Standard erklärt.

 

Mit dem Fokus „Mensch und Arbeit im Unternehmen“ sind wir mit Managern und Mitarbeitern in die Diskussion gegangen und haben dabei sehr viel Positives zur aktuellen Situation erfahren. So hat Corona viele Bedenken gegenüber der Arbeit im Homeoffice oder Video-Conferencing in Bezug auf Produktivität, Ergebnisorientierung oder Arbeitsqualität, hinweggefegt.

Eine Führungskraft brachte es gut auf den Punkt: „Die reine Präsenz stellt keine Produktivität sicher. Wenn Mitarbeiter den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch ihre Arbeit tun.“ Ein anderer Manager erklärte uns, dass auf der Basis klarer Vereinbarungen die Ablieferung von Ergebnissen viel besser funktioniert als vorher“.

Die Herausforderung, die es für viele Unternehmer und Manager zu meistern galt, war Vertrauen in die Loyalität, Arbeit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu setzen.

Die überwiegende Mehrzahl der Rückmeldungen bestätigt uns das hohe Engagement der Mitarbeiter und die Bereitschaft der meisten von ihnen, Verantwortung für ihre Arbeitsergebnisse zu übernehmen.

 

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer eines „eher konservativ, hierarchisch geführten Unternehmens“ sagte dieser: „Ich habe bis zum Beginn der Krise nichts von dem ganzen virtuellen Getue gehalten, das war für mich alles unverbindlich und nicht zu steuern. Ich wurde eines Besseren belehrt! Nachdem ich mich widerwillig auf Homeoffice und virtuelle Zusammenkünfte eingelassen habe, muss ich feststellen: Qualität und Quantität des Outputs passen.“

 

In einer virtuellen Teamleiter-Runde zum Thema „3 Monate Arbeit im Homeoffice“ herrschte die übereinstimmende Sichtweise, dass zentral für den Erfolg gewesen sei, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter „selbst-verantwortlich“ die Arbeit organisiert und Arbeitsergebnisse geliefert hätten. Nur ein (kleinerer) Teil habe sehr intensiv betreut werden und eine klare Orientierung bekommen müssen. Ganz interessant fanden wir die Rückmeldung einer Nachwuchsführungskraft in diesem Workshop, die im Homeoffice erst gesehen habe, in welch kurzer Zeit ohne Ablenkung die Arbeit zu erledigen gewesen sei.

 

Allerdings wurden auch Situationen, wie z.B. Projekt-Kick-offs identifiziert, die stark von emotionaler Nähe leben und von daher virtuell nicht optimal, weil weniger wirksam durchgeführt werden können.

Die (neuen) Anforderungen an die Rolle einer Führungskraft wurden klar beschrieben.

  • Orientierung geben
  • als Ansprechpartner bei Bedarf zur Verfügung stehen
  • Hindernisse im virtuellen Prozess beseitigen helfen
  • und die Mitarbeiter arbeiten lassen.

Als sehr wichtig wurde die Führung über klare Ergebnis- oder Ziel- und Zeitvorgaben und deren regelmäßige Überprüfung gesehen.

 

Die Gespräche mit Führungskräften und Mitarbeitern zeigen:

Sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte haben schnell gelernt.

Die Führungskräfte:

  • das Loslassen
  • die Vorgabe klarer Ziele
  • und den regelmäßigen Check von Arbeitsergebnissen.

Die Mitarbeiter:

  • die Übernahme von „Selbst-Verantwortung“
  • die Optimierung und Organisation ihrer Arbeitsabläufe
  • und die Fokussierung auf das Wesentliche.

Als belastend im privaten Bereich wurde allerdings die teilweise hohe Belastung durch die Kinderbetreuung (Schulen und Kindertagesstätten waren ja geschlossen) die zuhause erfolgen musste, gesehen. Grundsätzlich zeigte sich, dass ein in der Vergangenheit als notwendig reklamierter Paradigmenwechsel, - beschleunigt von der Krise - „ganz von ganz allein“ stattfand.

Wir alle waren gezwungen uns in Krisenzeiten anders zu organisieren und anders zu arbeiten.

So wurden viele von uns – Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter – zu Entrepreneuren. Neue Formen der Arbeitsorganisation wurden deshalb nicht kritisch, sondern interessiert beäugt und es gab eine hohe Energie und große Bereitschaft, sich darauf einzulassen, zu experimentieren und zu erproben.

 

Daraus resultieren viele positive Erfahrungen und wurden ideale Bedingungen für evolutionären Fortschritt geschaffen! Viele Versuche und viele unterschiedliche Ideen bringen rasch spannende Ansätze für neue erfolgreiche Formen, zu arbeiten und sich zu organisieren. Man kann es sehen und täglich erleben, dass es funktioniert.

Zusammenfassend heißt das: Die neuen Arbeitsformen bergen hohes Potenzial!

Bei all dem Positiven werden aber auch die Handlungsfelder sichtbar:

 

  1. Die Anforderungen an Führung verändern bzw. fokussieren sich deutlich. Führungskräfte müssen einen Rahmen schaffen der gekennzeichnet ist durch Klarheit und Transparenz, Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit, Vertrauen und Ermächtigung, der Widerstände aus dem Wege räumt, um virtuelle Leistung sicherzustellen.
  2. Arbeit muss anders organisiert und gesteuert werden. Es braucht Formate der „(Selbst-)Steuerung“, die virtuelle und präsente Arbeitsformen gut in einen Flow bringen und flexibel an sich ändernde Rahmenbedingungen angepasst werden können.
  3. Der konsequenten Steuerung über Ziele/Ergebnisse, top down und über alle Prozesse, wird dabei eine zentrale Bedeutung zukommen.
  4. In virtuellen Prozessen brauchen schwächere oder neue Mitarbeiter (mehr) Orientierung, Anleitung und möglicherweise eine engere Begleitung, wie in der Präsenzarbeit. Virtuelle Führung muss noch stärker darauf abzielen, die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter her- oder sicherzustellen.
  5. Ohne „Sinn“ wird es schwer, Mitarbeiter auf Dauer begeistert zu halten. Das Thema „purpose driven“ bekommt nochmals eine ganz neue Bedeutung.
  6. Eine klare Vision, ein formuliertes Leitbild und eine kommunizierbar Strategie bieten dafür die Basis.

Das sind die aktuell und für die nächsten Jahre die großen Herausforderungen für Unternehmen, Manager und Mitarbeiter!

 

Wenn Sie sich in Ihrem Unternehmen diesen Herausforderungen stellen möchten, können wir Sie bei der Beantwortung spezifischer Fragestellungen mit unserer breiten Expertise unterstützen.



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